Hände in den Hüften. Der Blick folgt der Piste. Eine dicke Staubschicht bedeckt unsere Haut, die Mischung aus Schweiß und Sonnencreme brennt in den Augen. Wir stehen auf 2000 Metern Höhe und beobachten völlig ausgepumpt, wie die Sonne langsam hinter der Bergkette verschwindet. Viele Worte fallen nicht, denn so hatten wir uns das nicht vorgestellt. Den Pass wollten wir schon längst überwunden haben, um die Nacht in Argentinien zu verbringen. Von diesem Ziel trennten uns sieben Kilometer und 500 Höhenmeter. Eigentlich ein Katzensprung. Aber eben nicht in dieser Umgebung. Steile Sand- und Schotterpisten verlangten uns alles ab. Für den anspruchsvollsten Part benötigten wir zwei Stunden – dabei legten wir nur ! drei ! Kilometer zurück.
Die Andenüberquerung über den Vergara-Pass (2540m) gehört zu den härtesten Dingen, die Gerald und ich auf dem Fahrrad bisher erlebt haben. Mit den voll beladenen Rädern kamen wir kaum voran. Weicher Sand, ausgefahrene Schotterpisten und jede Menge Gegenwind taten ihr übriges. „Was antworten wir eigentlich, wenn uns jemand fragt, warum wir uns das antun“, scherzte Gerald während der Strapazen. Wir mussten beide lachen. Selbstironie.
Aber mal im Ernst. Warum tut man sich so was an? Mal abgesehen von der grundsätzlichen Motivation, eine solche Herausforderung zu bestehen, liefert der Abend des oben beschriebenen „Qual-Tages“ die Antwort. Ein kurzes Bad im Gebirgsbach, eine warme Mahlzeit und eine atemberaubende Kulisse lassen einen alle Strapazen vergessen. Es sind eben diese Momente, wenn man im Schlafsack liegt, den Sternenhimmel bestaunt und einen klaren Kopf hat, die einen verzaubern. Kein Interpretieren der Vergangenheit, kein Grübeln über die Zukunft. Einfach nur da sein. Frei sein. Fernab der täglichen Routine. Es ist ein herrliches Gefühl, wenn eine gesunde Schwere den Körper überkommt und man in einen tiefen Schlaf sinkt.
Knüppelhart und wunderschön. Diese beiden Worte sind die Kurzfassung unserer Andenüberquerung. Wir sind erleichtert, es geschafft zu haben und gleichzeitig auch angespannt – denn es geht anspruchsvoll weiter. Ganz sicher wird es auch auf der kommenden Etappe, nach Rincon de los Sauces, große Qualen und angenehme Überraschungen geben. Bald wissen wir mehr. Dann werden wir berichten.
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- Weiterhin berichten wir tagesaktuell über unsere Reise: ‚Zwei Räder eine Mission (tagesaktuell)‘
- Wenn ihr wissen wollt, wo – im Bezug auf die Gesamtstrecke – wir uns derzeit befinden, dann schaut auf die Karte im Beitrag: ‚Zwei Räder, eine Mission (Vorschau)‚.
Mann, was würde ich FLUCHEN!!
… Glaub mir, das haben wir (auch) getan… 😉
Das kommt mir alles nur zu bekannt vor. War in der Gegend auch schonmal mit Fahrrad unterwegs! Viel Spaß weiterhin und eine toll gemachte Seite!
Vielen Dank!
Wo genau genau warst du denn unterwegs und – das interessiert uns brennend – wie war es damals um die Qualität der Straßen bestellt? 😉